"Wir alle haben eine Geschichte zu erzählen" 

Das geht an die Nieren - Redewendungen und ihre Geschichte

Das geht an die Nieren. Redewendungen und ihre Geschichten

Warum sagt man das?

Woher stammt die Redewendung "Das geht an die Nieren"?

Wenn jemandem etwas an die Nieren geht, so beschäftigt dieses Etwas die Person sehr.

Es schlägt ihr aufs Gemüt (auch dies wohl nicht ganz wörtlich zu verstehen).
Gemäss der Gesellschaft für deutsche Sprache reicht der Spruch ins Mittelalter zurück, als die Niere als Sitz der Lebenskraft galt. In meiner Auseinandersetzung mit Medizingeschichte ist mir diese Bedeutung der Niere bisher noch nicht begegnet. Jedoch gilt die Harnschau als wichtige, wenn nicht gar wichtigste, ärztliche Diagnostikmethode jener Zeit. Der Harn wurde als durch die Niere gefilterte Ausscheidung des Blutes verstanden.

Ursprung in der Medizingeschichte

Anhand der Beschaffenheit des Urins konnten Ärzte nicht nur Aussagen über mögliche Krankheiten machen, sondern den Patienten auch Charaktereigenschaften zuordnen. Dies entsprach wiederum der damals vorherrschenden Vier-Säftelehre, der Humoralpathologie. Ein Gleichgewicht von Blut, gelber Galle, schwarzer Galle und Schleim im Körper war massgebend für die Gesundheit.
Vor diesem Hintergrund wird die Redewendung "Das geht an die Nieren" nachvollziehbar. Einerseits zeigte sich das Gemüt eines Menschen im Verhältnis der vier Körpersäfte, somit auch im Blut und in seinem Nierenfiltrat, dem Harn. Andererseits beeinflussten auch Ernährung, Krankheiten und Umwelteinflüsse wie Stress die Körpersäfte und damit schliesslich auch den Harn. Die Nieren bekamen sozusagen alles mit, mussten alles filtern. Es ging den Nieren tatsächlich manchmal an die Nieren.

 

Siehe auch:

Auch Nierensteine gehen der Niere an die Niere. Der Nierensteinzertrümmerer ESWL HM-3 der Firma Dornier von 1985 zertrümmerte die Nierensteine.
Viele spannende Infos zum Gerät:

Oral History von Tanya Karrer über den Nierensteinzertrümmerer
Artikel von Tanya Karrer und Pascal Zehnder: "Vom Operationsstress zum Vibrationsbad" in der Schweizerischenn Ärztezeitung
Pascal Zehnder und Rolf Schmutz geben Ihr Wissen ausserdem im Buch "Extracorporal Shock Wave Lithotripsy" weiter.

Bildnachweis: Komposition aus Philip Verheyen: corporis humani anatomia, 1717, Tafel 9, und eigenem Bild.

 

Die Autorin
Tanya Karrer – Expertin für Jubiläen, Geschichte und Geschichten. Inhaberin und Geschäftsführerin von constoria.ch